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Sebastian Gießmann: Promotion
Netze und Netzwerke. Zur Archäologie einer Kulturtechnik

Wovon reden wir, wenn wir von Netzwerken sprechen? Es gibt keine genaue Antwort auf diese Frage, auch wenn im Jahr 2005 sofort die Stichworte "Internet" und "soziale Netzwerke" fallen. Der blinde Fleck von Netzwerk-Gesellschaften liegt erstaunlicherweise im mangelnden Bewusstsein für die Historizität des Begriffs vor dem Bindestrich. Das kulturelle Symbol Netz ist zum Bindemittel moderner Gesellschaften geworden, bislang fehlt aber eine umfassende Geschichte seiner Karriere. Aus diesem Grund fragt und präzisiert die Dissertation, wann, wie und unter welchen Umständen moderne Konzepte, Techniken und Praktiken "mit Netz" wirkmächtig werden.

Mittels retrograder Projektion wird allzu oft zum Netzwerk, was aus heutiger Sicht als solches erscheint. Historisch nachweisbar sind dann aber nur Netzstrukturen (im Römischen Imperium, von Pilgerpfaden etc.). Aus diesem Grund versteht sich die Promotion als überfällige historiografische Grundlagenarbeit. Wenn die Eingangsfrage lautet: "Wovon reden wir, wenn wir von Netzwerken sprechen?", so steht neben ihr ein archäologisches und ein aktuelles Interesse: Wovon sprechen wir eigentlich nicht (mehr), wenn wir von Netzwerken sprechen? Wer diese Frage stellt, gelangt zwangsläufig zum Projekt einer ernsthaft interdisziplinären Netzwerk-Forschung, welche die Praxen der Natur-, Ingenieurs-, Sozial- und Kulturwissenschaften zusammen denkt: Als Kulturtechnik im besten Sinne des Wortes.

Projekthomepage: http://www.netzeundnetzwerke.de
English: http://www.netsandnetworks.info

[Zu Historiografien von Netzen und Netzwerken siehe auch meinen kleinen Text im Anschluss an Walter Benjamin und Michel Serres:
http://www.sebastiangiessmann.de/philosophie_netze_und_netzwerke.html]

Kontakt: sebastian.giessmann@rz.hu-berlin.de
Homepage: http://www.sebastiangiessmann.de

13.01.2006