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Schrift des Fremden als Bilder. Eine Untersuchung zu abendländischen Diskursen über chinesische Schrift

Namsee Kim

Es geht um eine bestimmte Auffassung über chinesische Schrift, die bis heute noch beharrlich die westliche Ansicht beherrscht; chinesische Schrift sei Bilderschrift, die durch Bezugnahme auf sichtbare Sache der Welt funktioniere und demnach sich durch Bildlichkeit, Konkretheit und schließlich Gegenstand-Gebundenheit auszeichne. Wir finden z. B, bei einer renommierten Systemtheoretikerin solchen Gedanken, dass diese Konkretheit, Gebundenheit chinesischer Schrift eine „kontextabhängige, unreflexive Kommunikation“ zur Folge hat, die ihrerseits an ‚divinatorischem’ Charakter der chinesischen bzw. asiatischen Gesellschaft schuld sei. Der bahnbrechende Medientheoretiker Marshall McLuhan vertritt auch ähnlichen Gedanken, dass zum Lesen der chinesischen Schrift eine ‚undifferenzierte Sinneswahrnehmung’ erforderlich sei, dies schließlich zur ‚vorzivilisatorischen Stammmentalität’ chinesischer bzw. asiatischer Kultur führe. Woher kam solche andauernde Auffassung, die auch den westlichen Blick auf asiatische Kultur weiter bestimmt?

Meine Arbeit beschäftigt sich mit dieser Frage. Dabei geht es nicht um chinesische Schrift als solche, sondern um chinesische Schrift im Blick von Abendlandes, konkret, chinesische Schrift innerhalb abendländischen Diskurs darüber. Mich geht es daher nicht die Frage, ob jene Auffassung dem ‚wirklichen’ oder ‚wahren’ Verhältnis chinesischer Schrift überhaupt zutrifft. Stattdessen stelle ich die Frage, warum und wie in westlichem Diskurs sich so eine bestimmte Ansicht über die Fremdenschrift aus Fern-Osten gebildet hat und welche andere Diskurse und Gedanken daran beteiligt sind.

Kontakt:

E-Mail Nam See Kim: southclock@yahoo.com

02.02.2006